Zocker oder seriöse Anleger – Börsianer unter der Lupe

Gerade bei Kurseinbrüchen werden die Anleger und ihre Geschäfte an der Börse als reine Zockerei beschimpft. Zu Recht?

Börsengeschäfte geraten immer wieder in die Kritik – vor allem dann, wenn es an den Börsen turbulent wird, etwa bei allgemeinen Kurseinbrüchen wie am „Schwarzen Freitag“ 1929 oder am Neuen Markt in den Jahren 1998 bis 2000. Dann ist von „ungehemmter Spekulation“, „Zockerei“, „Betrug“ und ähnlichem die Rede. Dabei wird man dem Verhalten der Börsianer mit solchen Schlagworten in der Regel nicht gerecht. Es liegt mehr an den Marktzyklen und der Psychologie an den Börsen, dass solche Einbrüche immer wieder passieren.

Sind alle Börsianer gleich?

Nein – es gibt verschiedene Arten von Börsianern, und jede hat ihre eigenen Verhaltensweisen. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Anleger an der Börse zunächst nach ihrer Risikobereitschaft: Neben erzkonservativen Anlegern, die vor allem möglichst sichere und kontinuierliche Renditen erzielen wollen, gibt es auch risikofreudigere Anleger. Sie gehen bewusst höhere Risiken ein, um entsprechend höhere Renditen zu erzielen. Natürlich gibt es auch hart gesottene Zocker, die bewusst einen Totalverlust in Kauf nehmen aber zugleich eine mögliche Vervielfachung ihres Anlagevolumens vor Augen haben, wenn sich ihr Investment auszahlt.

Der zweite wesentliche Unterschied zwischen den Börsenanlegern liegt in der Größe ihres Anlagevolumens. Der private Kleinanleger arbeitet mit Beträgen, die selbst bei sehr wohlhabenden Menschen selten mehrere Millionen Euro überschreiten. Dagegen bewegen institutionelle Anleger (also Fonds, Banken, Versicherungsunternehmen und ähnliche Gesellschaften) oft Beträge in Milliardenhöhe. Derart unterschiedliche Anlagebeträge erfordern natürlich völlig verschiedene Anlagestrategien. Betrüger, wie der mittlerweile rechtskräftig verurteilte Bernard Madoff sind jedoch die krasse Ausnahme, auch wenn derart spektakuläre Fälle in den Medien naturgemäß besondere Beachtung finden.

Der private Kleinanleger

Unabhängig von seiner Risikobereitschaft wird er zunächst auf eine ausgewogene Streuung seines Vermögens achten. Er wird nur einen Teil seines gesamten Kapitals an der Börse anlegen. Dennoch gehören neben Lebensversicherungen, Bankbeständen und unter Umständen eigenen Immobilien auch Rohstoffe und börsennotierte Werte zu einer ausgewogenen Struktur seines Gesamtvermögens. Dabei unterscheidet sich die Gewichtung, aber auch die Art der jeweiligen Positionen normalerweise nach der Risikobereitschaft. Ein konservativer Anleger, der zunächst auf eine möglichst kontinuierliche Verzinsung seines Vermögens bedacht ist, wird beispielsweise nicht in Optionsscheine investieren. Er wird auch den Anteil von Aktien oder Fremdwährungen wesentlich geringer ansetzen, als dies ein spekulativer Anleger tun wird.

Bei spekulativen Anlegern wird der Anteil an Zertifikaten und Optionsscheinen deutlich höher sein. Wenn der konservative Anleger in Aktien investiert, wird er normalerweise klassische Standardwerte bevorzugen, wie sie in den großen Börsenindizes wie dem DAX oder dem Dow-Jones-Index notiert sind. Noch besser fährt er, wenn er weltweit diversifiziert und beispielsweise auf MSCI World ETFs setzt. Durch die hohe Diversifikation dieser passiven Anlagefonds, in Verbindung mit den sehr niedrigen Kosten empfiehlt sich die Nutzung für alle Anleger, die nicht zu tief in die Materie einsteigen wollen. Über unseren Partner können mehrere ETFs auf den MSCI World kostenfrei bezogen werden.

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Hingegen wird der spekulative Anleger statt solcher Aktien oder ETFs unter Umständen lieber zu Optionsscheinen greifen, die es für diese Aktien gibt. Und in den Depots wirklicher „Zocker“ werden sich auch sogenannte Pennystocks (Aktien mit einem Kurswert unter einem Euro) befinden, deren Kurs sich in Ausnahmefällen sprunghaft vervielfachen kann.

Der Großanleger

Für verschiedene institutionelle Anleger gelten bestimmte rechtliche Vorschriften, in welche Papiere sie überhaupt investieren dürfen. So darf beispielsweise ein reiner Aktienfonds nicht ohne weiteres das Vermögen seiner Anteilsanleger in Anleihen investieren. Unabhängig gibt es auch Vorschriften, die Großanleger dazu zwingen, bis zu einem bestimmten Prozentsatz in gewisse Anlageformen zu investieren, auch wenn ihre eigentliche Gesellschaftsstruktur dies nicht erkennen lässt. So müssen Versicherungen einen Teil ihres Kapitals in Aktien halten, auch wenn dies auf den ersten Blick wenig sinnvoll erscheint.

Gleichzeitig ist die Verteilung des Vermögens dieser Anleger wesentlich differenzierter, als dies bei einem Kleinanleger sinnvoll wäre. Selbst wenn ein privater Kleinanleger einen ungewöhnlich großen Anteil seines Vermögens an der Börse anlegt, wird er im Regelfall nicht über mehr als fünfzehn bis zwanzig verschiedene Positionen gleichzeitig halten. Bei institutionellen Anlegern sind es nicht selten mehr als fünfzig, manchmal deutlich über hundert verschiedene Positionen. Ein derart breit gestreutes Vermögen könnte ein privater Anleger nicht mehr selbständig verwalten, dazu braucht es qualifizierte Fachleute, die auf einzelne Anlageformen, einzelne Regionen oder einzelne Branchen spezialisiert sind. Oder er streut halt durch ETFs.

Die Kontrolle des Anlegerverhaltens

Der private Kleinanleger braucht sich nicht bestimmten Kontrollgremien gegenüber zu verantworten. Bei Großanlegern ist dies naturgemäß anders, hier gibt es neben den jeweiligen Börsenaufsichtsbehörden auch weitere Vorschriften, die vor allem gegenüber Kleinanlegern verdeutlichen sollen, mit welchen Risiken zum Beispiel die Geldanlage in einzelne Fonds verbunden ist.

Diese Bewertungen werden meist von speziellen Rating-Agenturen vorgenommen. Allerdings hat sich gerade in den letzten Jahren gezeigt, dass deren Urteile oft wenig aussagen. Ob sogenannte „Triple-A-Ratings“ tatsächlich verbürgen, dass es sich hier um grundsolide Anleger handelt oder nicht, darf nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise bezweifelt werden, da oft auch ein Interesse dieser Agenturen darin besteht, möglichst gute Noten zu vergeben. Zudem betrachten die Ratings in der Regel nur die Performance der Vergangenheit und an der Börse sagt die Vergangenheit nichts über die Zukunft aus. Diese Zukunft wird aber in den Aktien gehandelt, die die Grundlage der Fonds sind.

Und was heißt das für den privaten Haushalt?

Grundsätzlich sollte man sich als Privatperson vor seiner Investitionsentscheidung über zwei wesentliche Punkte im Klaren sein: Welches Risiko kann und will ich eingehen? Und wie hoch ist das Kapital, das ich nicht zur ständigen Verfügung brauche, sondern auch langfristig anlegen kann? Bevor diese Fragen beantwortet sind, sollte man kein Geld anlegen – meist sind die Anlageentscheidungen, die zu früh getroffen werden, am Schluss auch die teuersten.

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