Die wichtigsten Aktienkennzahlen, die man als Anleger kennen sollte

Um bei der Fundamentalanalyse von Aktien einen schnellen Überblick zu bekommen, helfen ein paar Kennzahlen ungemein. Diese Kennzahlen sind immer wieder auf den unterschiedlichsten Finanzseiten im Internet zu finden, vereinfachen die Analyse erheblich, lassen sich auch für Anfänger leicht berechnen und ermöglichen damit eine einfache Bewertung von Aktien. Hier ist eine Zusammenfassung dieser Kennzahlen zu finden und anhand von Beispielen werden die Werte genauer erklärt.

Aktie bewerten mit Basisdaten

Anhand der Marktkapitalisierung ist ersichtlich, zu welchem Wert das gesamte Unternehmen derzeit an der Börse gehandelt wird. Fällt der Aktienkurs im Beispiel Allianz also um 5% von 220,00€ auf 209,00 € verringert sich ebenso der Börsenwert um besagte 5%. Im Beispiel macht das eine Reduzierung der Marktkapitalisierung von 4,5 MRD Euro aus.

Berechnung: Aktienkurs x Anzahl ausgegebene Aktien = Marktkapitalisierung

Der Umsatz ist ein guter Indikator für die Größe eines Unternehmens, sagt aber noch lange nichts über die Profitabilität aus. Denn der Umsatz sagt lediglich aus, wieviel ein Unternehmen umgesetzt – also eingenommen – hat. Auch Umsätzen in Millionenhöhe können noch größere Kosten gegenüberstehen, so dass es letztendlich zu einem Verlust – statt des erwarteten Gewinns – kommt.

Trotzdem wird bei vielen anderen Kennzahlen der Umsatz zur Berechnung herangezogen.

Der an der Börse gehandelte Preis für eine Aktie ist der Aktienkurs. Dieser liefert auf Grund seiner historischen Entwicklung die Grundlage für den Aktienchart und zeigt damit an, ob dieser im historischen Vergleich teuer oder günstiger gehandelt wird. Allerdings muss ein Aktienkurs von 100€ nicht zwangsläufig bedeuten, dass diese Aktie mehr wert ist, als eine andere für nur 15€. Grund hierfür ist, dass Aktiengesellschaften unterschiedliche Mengen an Aktien herausgeben. Hätte die Allianz beispielsweise nur 10.000 Aktien ausgeben, wäre derzeit jede einzelne Aktie ca. 90 Millionen Euro wert. Aktuell befinden sich jedoch ca. 412 Millionen Aktien im Umlauf, was einem Kurs von derzeit knapp 220 Euro entspricht. Würde die Allianz nun eigene Aktien zurückkaufen und damit die Anzahl der handelbaren Aktien reduzieren, würde sich der Aktienkurs rein rechnerisch erhöhen.

Also: Allein der Aktienkurs sagt noch nichts über die Bewertung einer Aktie aus.

Berechnung: Marktkapitalisierung / Anzahl ausgegebene Aktien = Aktienkurs

Unter Streubesitz wird der Anteil der ausgegebenen Aktien für den freien Handel verstanden. Also für den Kleinanleger.

Nicht für den freien Handel sind üblicherweise Aktienpakte, welche in den Händen von Großaktionären (Firmeninhaber, Großinvestoren, Vermögensverwalter und Fonds) sind.

Der Vorteil eines großen Streubesitzes liegt auf der Hand: die Aktie ist liquide handelbar. Das heißt, dass ausreichende Stücke für den täglichen Börsenhandel verfügbar sind. Zudem besteht eine geringere Abhängigkeit von Großaktionären. Jedoch sind diese meist deutlich langfristiger interessiert und halten ihre Aktienpakete in der Regel über lange Zeiträume und stabilisieren damit unter Umständen sogar den Aktienkurs.

Aktienkennzahlen zur Profitabilität

Eine der wichtigsten Kennzahlen überhaupt ist der Gewinn. Aber Gewinn ist nicht gleich Gewinn. Hier wird zwischen Jahresüberschuss, EBITDA oder auch EBIT unterschieden.

Das EBITDA als solches sagt noch nicht wirklich viel über den Gewinn des Unternehmens aus, zeigt aber bereits, ob die Aktiengesellschaft aus dem reinen Produkterlös (ohne Berücksichtigung weiterer Kosten) profitabel ist.

Das EBIT berichtigt das EBITDA um Abschreibungen (also Wertverluste), die als solches zwar keine Ausgabe darstellen, aber durch den verminderten Wert vom Gewinn abzuziehen sind. Einigen ist das EBIT vielleicht schon mal als „operatives Ergebnis“ zu Ohren gekommen.

Zu guter Letzt werden noch die Ausgaben für Steuern und anfallende Kreditzinsen in Abzug gebracht, so dass der Jahresüberschuss nach Steuern verbleibt.

Also: während das EBITDA aufzeigt, wie profitabel das Kerngeschäft ist, berücksichtigt das EBIT bereits Abschreibungen. Abschließend gibt der Jahresüberschuss an, was letztendlich als Netto-Gewinn übrigbleibt.

Berechnung (vereinfacht):

Umsatz

– Produktionskosten bzw. Warenkosten

= EBITDA (Gewinne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)

– Abschreibungen (Wertverlust von Sachanlagen und immateriellen Gütern)

= EBIT (Gewinne vor Zinsen und Steuern)

– Zinsen

– Steuern

= Jahresüberschuss

Als Aktionär investiert man in das Unterhemd und ist somit Eigenkapitalgeber. Dafür wird man am Gewinn (steigende Aktienkurse, Dividenden) beteiligt, trägt aber auch die Risiken der Wertschwankungen (fallende Kurse bis zum Totalverlust). Die Eigenkapitalrendite setzt bei der Berechnung den Gewinn (EBIT oder Jahresüberschuss) ins Verhältnis zum Eigenkapital.

Also: desto höher die Eigenkapitalrendite ausfällt, um so profitabler wirtschaftet das Unternehmen mit dem eingesetzten Geld.

Berechnung: Gewinn/Eigenkapital = Eigenkapitalrendite

Das Gewinnwachstum gibt an, wie stark die Gewinne in einem definierten Zeitraum gestiegen sind oder zukünftig schätzungsweise steigen werden.

Das Gewinnwachstum kann also sowohl historisch, als auch zukünftig betrachtet werden.

Allerdings kann kein noch so guter Analyst in die Zukunft schauen und verlässliche Gewinne prognostizieren. Trotzdem kann die Betrachtung des Gewinnwachstums als grober Indikator hilfreich sein:

  1. Das Gewinnwachstum zeigt, ob es sich bei dem Unternehmen tendenziell um ein schrumpfendes, stagnierendes oder wachsendes handelt
  2. Zugleich lässt sich ableiten, welche Gewinnerwartungen die Anlegerwelt hat. Auf diesen Annahmen beruht ein Großteil der Aktienbewertung an der Börse. Dies hilft Ihnen eventuell bei der eigenen Einschätzung zum Unternehmen und den erwirtschafteten Gewinnen.

Aktienbewertung anhand des Aktienkurses

Die Dividende ist der Teil des Gewinns, welchen eine Aktiengesellschaft nach Abzug von Abschreibungen, Steuern und Zinsen an die Aktionäre auszahlt. Der vom Gewinn verbleibende Rest wird als Rücklage im Unternehmen belassen und für weitere Investitionen verwandt. Für manche Investoren sind die Dividendenzahlungen auf den ersten Blick langweilig, weil sie bei vielen Unternehmen absolut betrachtet nur im Cent oder kleinen Euro-Bereich ausfallen. Tatsächlich machen sie bei der langfristigen Anlage häufig nahezu die Hälfte des Geldes aus, welches man als Anleger an der Börse verdient.

Die Dividendenrendite ist das Verhältnis von Dividende zu Aktienkurs und gibt somit an, wie hoch die Ausschüttung pro Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs ist.

Im Beispiel Allianz wird in 2021 9,60 Euro Dividende pro Aktie gezahlt. Bei einem Aktienkurs von knapp 220 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 4,4%. Jedoch können die Dividenden schwanken, gekürzt oder sogar gestrichen werden. Zudem sagt die Dividendenrendite nichts über die Kursentwicklung eines Unternehmens aus. Jedoch stellt die Dividende für viele Anleger bei der Dividendenstrategie ein „passives“ Einkommen dar.

Berechnung: Dividende / Aktienkurs = Dividendenrendite

Jeder Anleger hat wohl schon etwas vom KGV gehört. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum aktuellen Gewinn je Aktie des Unternehmens. Im englischen Sprachgebrauch wir das KGV la s PER (price-earnings-ratio) bezeichnet.

Um im Beispiel Allianz zu bleiben beträgt der Kurs je Aktie aktuell (Stand April 2021) knapp 220 Euro; dem gegenüber steht beispielsweise ein Gewinn von 16,48 pro Aktie, was ein KGV von circa 12 zur Folge hat. Also wird die Allianz derzeit mit dem 12-fachen Jahresgewinn an der Börse gehandelt.

Vereinfacht lässt sich sagen, dass ein geringes KGV für eine günstige Bewertung spricht, ein hohes KGV hingegen für eine entsprechend hohe Bewertung.

Ein niedriges KGV kann ebenso ein Hinweis auf unsichere Zukunftsaussichten sein, während ein hohes KGV auf hohes und starkes Wachstum hinweisen kann.

Jedoch sollte bei der Aktienbewertung berücksichtigt werden, dass auch ein Index ein KGV hat und es einzelne Branchen gibt, die unterschiedliche „normale“ Kurs-Gewinn-Verhältnisse aufweisen. So hat der DAX zum Beispiel ein historisches KGV von 19, beim Dow Jones hingegen beträgt es 25. Und in der Automobilbranche sind die KGV üblicherweise geringer als bei den Softwareherstellern.

Also: Um das Kurs-Gewinn-Verhältnis aussagekräftig zu nutzen, ist es hilfreich Aktien einer Branche diesbezüglich miteinander zu vergleichen, um teurere oder günstige Unternehmen ausfindig zu machen.

Berechnung: Aktienkurs / Gewinn je Aktie = Kurs-Gewinn-Verhältnis

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis hat eine lange Tradition in der fundamentalen Analyse von Aktien. Entgegen der Kennzahlen, die auf dem Gewinn basieren (ertragsorientiert), ist das KBV substanzorientiert. Denn der Buchwert ist vereinfacht ausgedrückt das Eigenkapital der Firma.

Demnach gibt das Kurs-Buchwert-Verhältnis an, wieviel Eigenkapital auf jeden investierten Euro entfällt. Hat eine Aktie also einen Buchwert von 30 Euro und auch einen Aktienkurs von 30 Euro, ist das KBV genau 1,0. Also entspricht der Marktwert dem Buchwert des Unternehmens und mögliche Wachstumschancen sind augenscheinlich nicht als Kursphantasie eingepreist. Steigt nun der Kurs – was zu einer höheren Bewertung der Aktie führt – steigt auch das KBV.

Tatsächlich gibt es auch Aktien, wie ein KBV kleiner als 1,0 aufweisen. Hier kauft man tatsächlich den Euro für 80 Cent. Allerdings gehen diese niedrigen KBV meist mit Verlusterwartungen – welche das Eigenkapital aufzehren können – einher.

Berechnung: Aktienkurs / Buchwert je Aktie = Kurs-Buchwert-Verhältnis

Nach ähnlichem Prinzip wie das KGV funktioniert auch das KUV. Jedoch wird hier der Umsatz statt des Gewinns ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt.

Es wird also ermittelt, wie viel Umsatz pro investiertem Euro gemacht wird. Auch hier ergibt ein Verglich von Unternehmen der gleichen Branche Sinn, da ähnlich, wie bei Gewinn auch die Umsätze je Branche starke Differenzen aufweisen.

So haben kapitalintensive Unternehmen wie zum Beispiel die Autohersteller tendenziell höhere KUVs als Unternehmen, die mit deutlicher weniger Kapital auskommen. Besonders bei Firmen mit zyklisch schwankender Umsatzrendite, bei jungen Firmen, die sich in der Phase der Anlaufverluste befinden oder bei Turnaround-Aktien kann das KUV ein geeigneteres Bewertungskriterium als das KGV sein. In diesen Fällen kann das KUV im Vergleich zum KGV eine weitere hilfreiche Information liefern.

Berechnung: Aktienkurs / Umsatz je Aktie = Kurs-Umsatz-Verhältnis

Auch das KCV hat eine Ähnlichkeit mit dem KGV. Der kleine, aber feine Unterschied besteht jedoch darin, dass nicht die Gewinne, sondern die Zahlungsflüsse betrachtet werden.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wird eine Maschine für 500.000 Euro angeschafft, hat dies im ersten Schritt keine Auswirkungen auf die Gewinne des Unternehmens. Zudem entsteht meist ein Wertverlust, welcher beispielsweise im ersten Jahr 10% beträgt, so dass nach einem Jahr ein Restwert von 450.000 Euro verbleibt. Allerdings sinkt der Cashflow um die investierten 500.000 Euro, da diese Summe investiert wurde und aus dem Unternehmen geflossen ist. Diese 500.000 Euro stehen also nicht mehr für andere Zwecke zur Verfügung.

Somit hat das KCV deutliche Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil liegt darin begründet, dass der Gewinn eines Unternehmens beim KCV nicht buchhalterisch beeinflusst werden kann. Auf Grund dieses Vorteils wird das KCV oft als Ergänzung zur Aktienbewertung hinzugezogen. Jedoch ist dieser Vorteil auch Nachteil zugleich, denn durch hohe einmalige Investitionen (Anschaffung von Maschinen) kann es zu erheblichen Schwankungen beim KCV während eines einzelnen Jahres kommen.

Berechnung: Aktienkurs / Cashflow je Aktie = Kurs-Cashflow-Verhältnis

Aktienbewertung zur finanziellen Stabilität

Die Eigenkapitalquote ist eine zentrale Kennzahl für die finanzielle Stabilität eines zu bewertenden Unternehmens. Denn je geringer die Fremdkapitalquote und damit einhergehend größer die Eigenkapitalquote ausfällt, desto kreditwürdiger und weniger krisenanfällig wird die Einschätzung des Unternehmens ausfallen. Eine Eigenkapitalquote von 100% bedeutet dies also, dass das Unternehmen Schuldenfrei ist und sämtliches Kapital von Eigenkapitalgebern (Aktionären) stammt. Jedoch ist eine 100%-ige EK-Quote nahezu illusorisch, denn wirtschaftlich ist sie oft nicht. Meist ist es rentabler, Kredite für große und profitable Investition aufzunehmen, anstatt Eigenkapital einzusetzen. Dem entgegen steht eine EK-Quote von 0%. Dies wiederum bedeutet, dass faktisch kein Eigenkapital (mehr) vorhanden ist und das Unternehmen nur noch mit geliehenem Geld funktioniert.

Also: Der Vergleich der Eigenkapitalquote unterschiedlicher Unternehmen sollte besser in der gleichen Branche erfolgen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Denn beispielsweise sind die EK-Quoten bei Kreditinstituten deutliche geringer sind als bei kapitalintensiven Unternehmen.

Berechnung: Eigenkapital/Bilanzsumme = Eigenkapitalquote

Eine unterschiedliche Berechnung aber eine ähnliche Aussagefähigkeit wie die Eigenkapitalquote hat der Verschuldungsgrad. Auch beim Verschuldungsgrad gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten: Je höher der Verschuldungsgrad, desto riskanter ist das Unternehmen zu bewerten.

Um dies zu verdeutlichen ein Beispiel: Ein Unternehmen hat eine Bilanzsumme von 100 Millionen Euro. Davon sind 40 Millionen Euro Eigenkapital und 60 Millionen fremdfinanziert. Der Eigenkapitalquote beträgt in diesem Fall 40%, allerdings liegt der Verschuldungsgrad bereits bei 150% (60 Millionen / 40 Millionen).

Berechnung: Fremdkapital/Eigenkapital = Verschuldungsgrad

Diese Kennzahl zeigt, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, die Zinsen seiner Kredite zurückzubezahlen.

Um dies zu ermitteln, wird der Gewinn (meistens EBIT oder EBITDA) ins Verhältnis zu den zu zahlenden Zinsen für das Fremdkapital gesetzt.

In diesem Zusammenhang steht der Zinsdeckungsgrad im Verhältnis zum Verschuldungsgrad, da die Zinsbelastung üblicherweise umso höher ist, je höher auch der Verschuldungsgrad ist. Bei einem ermittelten Zinsdeckungsgrad unter 1,0 ist Vorsicht geboten, denn dann hat es das Unternehmen zuletzt nicht geschafft, einen ausreichend großen Gewinn zu erwirtschaften, um die fälligen Zinsen vollständig zu decken.

Also: Ein Zinsdeckungsgrad kleiner als 1,0 kann ein deutliches Anzeichen für zukünftige Zahlungsschwierigkeiten sein.

Berechnung: EBIT / Zinsaufwand = Zinsdeckungsgrad

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