Deutsche sparen im Corona-Jahr so viel wie nie zuvor

Laut einer aktuellen Studie der DZ Bank legten deutsche Bundesbürger im ersten Halbjahr 2020 deutlich mehr Geld auf die Seite als zuvor. Experten schätzen, dass sich die Sparquote auch im zweiten Halbjahr ähnlich gestaltet. Die Prognose für das Gesamtjahr 2020 liegt auf rund 16 Prozent, 2019 waren es nur 10,9 Prozent. Viele sehen darin ein Zeichen, dass das Haushaltseinkommen überraschend stabil geblieben ist.

Höchste Sparquote seit der Wiedervereinigung

Bewahrheitet sich die Prognose, spart ein Privathaushalt zurzeit im Durchschnitt einen Anteil von 16 Euro pro 100 Euro verfügbarem Einkommen. Betrachtet man die Daten des Statistischen Bundesamtes ist das der höchste Betrag seit der Wiedervereinigung. Damit löst er die bisher an der Spitze stehenden Zahlen mit 12,9 Prozent in den Jahren 1991 und 1992 ab.

Bereits im ersten Quartal 2020 präsentierte sich die Sparquote mit 16,5 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höher. Im zweiten Quartal erfolgte nunmehr ein weiterer steiler Anstieg auf 20,1 Prozent. Zu den Hauptgründen zählen vermutlich:

  • Menschen haben Angst vor Einkommenseinbußen, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit, weshalb sie vorausschauend handeln
  • Lockdown und Reisebeschränkungen führten zu deutlich weniger Ausgaben

Deutliche Veränderungen im Konsumverhalten

Trotz erneuter weitestgehender Reisefreiheit holten zahlreiche Bundesbürger ihren gezwungenermaßen gekanzelten Urlaub nicht nach. Gleichzeitig konnte eine große Vorsicht bei der Anschaffung von kostspieligeren Objekten, darunter Autos, festgestellt werden. Die Deutschen geben sich im Zuge der Corona-Pandemie und ihren negativen Folgen in vielen Bereichen äußerst zurückhaltend. Selbst die Senkung der Mehrwertsteuer vom 1. Juli für 6 Monate schaffte es nicht, das vorsichtige Konsumverhalten zu beeinflussen. Empfehlenswert ist auch ein Blick auf diese Strom sparen Checkliste.

Neben dem umsichtigen Agieren der deutschen Bürger tragen auch die erstaunlich stabilen Einkommensverhältnisse zum deutlichen Anstieg der Sparquote bei. Eine Analyse der DZ Bank zeigt auf, dass die verfügbaren Einkünfte im zweiten Quartal des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 0,8 Prozent niedriger waren. Der Verbrauch der Privathaushalte ging hingegen nominal um 11,7 Prozent zurück.

Wechselpilot, ein digitaler unabhängiger Wechselservice, der für Privat- und Gewerbekunden die langfristige Optimierung von Strom- und Gaskosten übernimmt, hat zum 95. Weltspartag eine bundesweite Umfrage zum Sparverhalten der Deutschen durchgeführt. Das Ergebnis ist beeindruckend: Knapp 75 Prozent der Befragten gaben an, monatlich einen festgelegten Betrag zurückzulegen – die Höhe variiert von zehn bis 700 Euro.

Wechselpilot Statistik

Wer sich inspiriert fühlt, gleichfalls regelmäßig etwas zur Seite zu legen, findet auf der Seite der Wechselpilot GmbH zahlreiche Tipps von kompetenten Finanz-Expertinnen. Darüber hinaus hält sie viele Fakten aus der gemeinsam mit dem Unternehmen für digitale Markt- und Meinungsdaten namens Civey durchgeführten Studie bereit.

Ängste der Deutschen tragen zum derzeitigen Sparverhalten bei

Tatsächlich hat nur jeder dritte Bundesbürger Angst vor einer Covid-19-Ansteckung. Die größte Sorge der Deutschen ist hingehen, dass die Pandemie-Maßnahmen weitreichende negative Folgen nach sich ziehen werden. In Erinnerung ist immer noch die Aussage des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt: „Die Angst sei das Einzige, was die Amerikaner wirklich zu fürchten hätten. Sie verbreite einen namenlosen Schrecken und lähme jede menschliche Aktivität.“ Sie erfolgte mitten in der Großen Depression im Jahr 1933 und bezog sich nicht zuletzt auf die Wirtschaftsaktivität.

Auch heute weisen vor allem Psychologen auf die Schutzfunktion der Angst hin. Sie sorgt für Wachsamkeit und hat meist einen rationalen Kern. Die Gesellschaft insgesamt und jeder Einzelne sollten sich damit auseinandersetzen. Das Spannungsfeld von zerstörerischer sowie schützender Angst ist im Moment stark geladen. Einige Ökonomen versuchen herauszufinden, wie sich deren Niveau weiter entwickelt und sich ihre Struktur verändert. Sicher ist, die Ängste der Bevölkerung haben sowohl eine mittelbare als auch unmittelbare Auswirkung auf Wachstum und Wohlstand.

Die Corona-Pandemie hat zu einer starken inneren Verunsicherung geführt. Es liegt in der Natur des Menschen, dass ein Feind, der nicht nur neu und gefährlich, sondern vor allem unsichtbar ist, die größte Unruhe auslöst. Deshalb ist es besonders überraschend, dass die Reaktion der Deutschen auf das Virus selbst überschaubar ist. Im Hinblick auf die eindringlichen Warnungen der Gesundheitspolitiker und Virologen macht sich erstaunlich wenig Angst vor Covid-19 in der Gesellschaft breit. Sie konzentriert sich vielmehr auf die möglichen wirtschaftlichen Folgen.

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